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Schnitt und rückschnitt der engelstrompete

Daria · 14.03.2025.

Der Schnitt ist eine der wichtigsten und wirkungsvollsten Pflegemaßnahmen bei der Kultivierung von Engelstrompeten. Ohne einen regelmäßigen und gezielten Rückschnitt neigen diese starkwüchsigen Pflanzen dazu, zu verholzen, sparrig zu wachsen und ihre Blühfreudigkeit zu verlieren. Ein fachgerechter Schnitt hingegen fördert eine reiche Verzweigung, führt zu einer kompakten, buschigen Wuchsform und stimuliert die Bildung unzähliger Blütenknospen. Er ist somit der Schlüssel, um die Pflanze nicht nur gesund und vital zu halten, sondern auch ihre ästhetische Erscheinung nach den eigenen Wünschen zu formen. Viele Gärtner scheuen sich zunächst vor einem kräftigen Rückschnitt, doch die Engelstrompete ist außerordentlich schnittverträglich und belohnt mutige Schnitte mit einem umso kräftigeren Austrieb.

Die Notwendigkeit des Schnitts ergibt sich aus der natürlichen Wuchsform der Engelstrompete. Die Blüten bilden sich ausschließlich an den jungen Trieben in der oberen, Y-förmig verzweigten Region der Pflanze. Lässt man die Pflanze ungeschnitten wachsen, verlagert sich diese Blühregion immer weiter nach oben und nach außen, während der untere Bereich verkahlt. Das Ergebnis ist eine unansehnliche, baumartige Struktur mit einem langen, kahlen Stamm und nur wenigen Blüten an den Enden der langen Triebe.

Der Rückschnitt dient also mehreren Zielen gleichzeitig. Er hält die Pflanze in einer für Kübelkultur geeigneten Größe und Form, was besonders vor der Überwinterung platzsparend ist. Er regt die Pflanze zur Bildung zahlreicher neuer Triebe an, was die Anzahl der blühfähigen Zweige und somit die Blütenfülle in der kommenden Saison vervielfacht. Zudem ermöglicht der Schnitt das Entfernen von totem, krankem oder beschädigtem Holz und sorgt für eine bessere Belüftung im Inneren der Krone, was Pilzkrankheiten vorbeugt.

Der Zeitpunkt und die Art des Schnitts hängen vom jeweiligen Ziel ab. Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen dem kräftigen Rückschnitt zur Vorbereitung auf die Überwinterung, dem Formschnitt im Frühjahr zur Gestaltung der Krone und kleineren Korrekturschnitten während der gesamten Vegetationsperiode. Für alle Schnittmaßnahmen ist die Verwendung von scharfem und sauberem Werkzeug unerlässlich, um glatte Schnittwunden zu gewährleisten und die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden. Eine gute Astschere für dickere Triebe und eine Gartenschere für dünnere Zweige sind hierfür ideal.

Der hauptschnitt im herbst oder frühjahr

Der kräftigste Rückschnitt erfolgt in der Regel im Herbst, bevor die Pflanze in ihr Winterquartier umzieht. Dieser Schnitt dient primär dazu, die Pflanze auf ein handliches Maß zu reduzieren. Du kannst alle Triebe um mindestens die Hälfte, bei sehr großen Exemplaren auch um bis zu zwei Drittel, einkürzen. Wichtig ist dabei, den Schnitt immer leicht schräg und wenige Millimeter über einer nach außen weisenden Blattachsel oder einem „schlafenden Auge“ anzusetzen. Aus diesen Knoszen wird die Pflanze im Frühjahr wieder austreiben.

Eine wichtige Regel beim Rückschnitt betrifft die Blühregion. Die Blüten bilden sich, wie bereits erwähnt, nur an den Y-förmigen Gabelungen der Triebe. Wenn möglich, solltest du den Schnitt so ansetzen, dass an den Haupttrieben noch einige dieser Verzweigungen erhalten bleiben. Schneidest du die Pflanze bis in den unteren, unverzweigten Stammbereich zurück, wird sie zwar auch wieder austreiben, es dauert aber länger, bis sie neue blühfähige Zonen ausbildet, was die Blüte im Folgejahr verzögern kann.

Alternativ zum Herbstschnitt kann der Hauptschnitt auch im späten Frühjahr, etwa im März oder April, nach der Überwinterung erfolgen. Dies hat den Vorteil, dass eventuell über den Winter zurückgefrorene oder eingetrocknete Triebspitzen gleich mit entfernt werden können. Der Nachteil ist, dass die ungeschnittene Pflanze im Winterquartier mehr Platz benötigt. Viele erfahrene Gärtner praktizieren eine Kombination: ein grober Rückschnitt im Herbst und der Feinschliff bzw. Formschnitt dann im Frühjahr.

Beim Frühjahrsschnitt entfernst du alle Triebe, die den Winter nicht gut überstanden haben – also alles, was tot, eingetrocknet oder von Fäulnis befallen ist. Schneide dabei immer bis ins gesunde, grüne Holz zurück. Nun kannst du die Krone in die gewünschte Form bringen, indem du zu lange Triebe einkürzt, nach innen wachsende oder sich kreuzende Zweige entfernst und die Basis für einen buschigen, gut verzweigten Aufbau legst.

Form- und erziehungsschnitt

Neben dem jährlichen Hauptschnitt kannst du die Wuchsform deiner Engelstrompete durch einen gezielten Erziehungsschnitt gestalten. So ist es beispielsweise möglich, die Pflanze als Hochstamm zu erziehen. Dafür lässt du den kräftigsten Mitteltrieb stehen und entfernst in den ersten Jahren konsequent alle Seitentriebe am unteren Teil des Stammes. Erst in der gewünschten Kronenhöhe kappst du die Spitze des Haupttriebes, um die Verzweigung und somit die Kronenbildung anzuregen.

Für eine besonders buschige und kompakte Wuchsform ist das sogenannte Pinzieren oder Entspitzen eine wirksame Methode. Dabei werden während der Wachstumsphase die Spitzen der jungen, noch weichen Triebe mit den Fingernägeln oder einer kleinen Schere entfernt. Dies bricht die sogenannte Apikaldominanz, also die Wuchsförderung der Triebspitze, und regt die darunterliegenden Seitenknospen zum Austrieb an. Das Ergebnis ist eine Pflanze mit deutlich mehr Verzweigungen und einem dichteren Wuchs.

Der Formschnitt dient auch dazu, die Balance der Pflanze zu wahren. Engelstrompeten wachsen nicht immer vollkommen symmetrisch. Einzelne Triebe können stärker wachsen als andere und die Form der Krone beeinträchtigen. Durch das gezielte Einkürzen dieser dominanten Triebe kannst du das Wachstum auf die schwächeren Bereiche umleiten und so eine harmonische, gleichmäßige Krone formen. Solche Korrekturen können während der gesamten Wachstumsperiode vorgenommen werden.

Denke beim Schneiden immer daran, wie sich der Neuaustrieb entwickeln wird. Die Knospe, die direkt unter der Schnittstelle sitzt, wird in der Regel am stärksten austreiben und die Wuchsrichtung des neuen Triebes vorgeben. Indem du den Schnitt gezielt über einer nach außen weisenden Knospe ansetzt, lenkst du das Wachstum nach außen und sorgst für eine offene, luftige Kronenform. Ein Schnitt über einer nach innen weisenden Knospe würde zu einem nach innen wachsenden Trieb führen, was meist unerwünscht ist.

Schnitt während der vegetationsperiode

Auch während des Sommers sind kleinere Schnittmaßnahmen sinnvoll und notwendig. Die wichtigste davon ist das regelmäßige Entfernen von verblühten Blüten. Sobald die großen Blütentrompeten zu welken beginnen, solltest du sie mitsamt ihrem grünen Kelch und dem kurzen Stielansatz ausbrechen oder abschneiden. Dies verhindert, dass die Pflanze Energie in die Bildung von Samen investiert. Stattdessen wird sie angeregt, ihre Kraft in die Produktion neuer Blütenknospen zu stecken, was zu einer deutlich längeren und reicheren Blütezeit führt.

Gelegentlich bilden Engelstrompeten sogenannte wilde Triebe oder Wasserschosse. Dies sind schnell wachsende, senkrecht nach oben schießende Triebe, die oft aus dem unteren Stammbereich oder sogar aus den Wurzeln kommen. Diese Triebe sind meist unfruchtbar, blühen also nicht, und stehlen der Pflanze nur unnötig Kraft. Entferne solche Triebe so früh wie möglich, indem du sie direkt an der Basis abschneidest oder ausreißt.

Ein leichter Sommerschnitt kann auch dazu dienen, die Form zu korrigieren, falls einzelne Triebe zu lang werden und aus der Krone herausragen. Solche kosmetischen Korrekturen schaden der Pflanze nicht und helfen, ihr gepflegtes Aussehen zu bewahren. Entferne bei dieser Gelegenheit auch immer wieder gelbe oder beschädigte Blätter. Dies sieht nicht nur besser aus, sondern reduziert auch das Risiko von Pilzinfektionen, da sich Krankheitserreger gerne auf geschwächtem Pflanzengewebe ansiedeln.

Verwende das beim Sommerschnitt anfallende Material sinnvoll. Die gesunden, halb verholzten Triebspitzen eignen sich hervorragend zur Vermehrung durch Stecklinge. So kannst du aus den Schnittabfällen neue, junge Engelstrompeten ziehen. Dies ist eine einfache und effektive Methode, um deine Sammlung zu erweitern oder Freunde und Nachbarn mit einem Ableger dieser prächtigen Pflanze zu erfreuen.

Wichtige hinweise und sicherheit

Der Pflanzensaft der Engelstrompete ist, wie alle anderen Teile der Pflanze auch, hochgiftig. Er kann bei Hautkontakt zu Reizungen führen. Trage daher bei allen Schnittarbeiten unbedingt Handschuhe, um dich zu schützen. Vermeide es, dir nach dem Schneiden mit ungewaschenen Händen ins Gesicht oder in die Augen zu fassen. Eine gründliche Reinigung der Hände und des verwendeten Werkzeugs nach getaner Arbeit ist eine wichtige Vorsichtsmaßnahme.

Die Entsorgung des Schnittguts sollte ebenfalls mit Bedacht erfolgen. Wirf die abgeschnittenen Triebe und Blätter nicht einfach auf den offenen Kompost, wenn Kinder oder Haustiere Zugang dazu haben. Eine Entsorgung über die Biotonne ist die sicherste Methode. Wenn du das Schnittgut auf dem eigenen Grundstück kompostieren möchtest, sorge dafür, dass es gut mit anderem Material vermischt und abgedeckt ist, um eine versehentliche Aufnahme zu verhindern.

Ein zu radikaler Rückschnitt, bei dem alle blühfähigen Zonen entfernt werden, kann die Blüte im folgenden Jahr verzögern. Die Pflanze benötigt dann Zeit, um zunächst neue Verzweigungen zu bilden, an denen sich die Blütenknospen entwickeln können. Wenn dir eine frühe und reiche Blüte besonders wichtig ist, gehe beim Rückschnitt etwas behutsamer vor und versuche, eine gute Basis aus verzweigten Trieben zu erhalten.

Beobachte deine Pflanze nach dem Schnitt genau. Die Schnittwunden sind potenzielle Eintrittspforten für Krankheitserreger. Normalerweise trocknen sie an der Luft schnell ab und verschließen sich. Solltest du jedoch Anzeichen von Fäulnis oder Pilzbefall an einer Schnittstelle bemerken, schneide den betroffenen Trieb noch einmal bis ins gesunde Gewebe zurück. Ein sauberer Schnitt und gute Belüftung sind der beste Schutz vor solchen Problemen.

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