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Verteidigung gegen die grüne Apfelblattlaus – Tipps und Tricks

Daria · 08.06.2025.

Die grüne Apfelblattlaus, wissenschaftlich Aphis pomi genannt, ist einer der bedeutendsten und häufigsten Schädlinge im Apfelanbau, der in Obstplantagen erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen kann. Dieses kleine, aber äußerst schädliche Insekt schwächt die Bäume durch das Saugen von Pflanzensaft aus den Blättern, was zu vermindertem Triebwachstum, Blattverformungen und einer Verschlechterung der Fruchtqualität führt. Darüber hinaus begünstigt der von den Schädlingen ausgeschiedene Honigtau die Ansiedlung von Rußtaupilzen, was die Assimilationsfläche der Blätter weiter reduziert und die Früchte verschmutzt. Eine effektive Bekämpfung basiert auf einer gründlichen Kenntnis der Biologie und des Lebenszyklus des Schädlings, was eine optimale Zeitplanung für präventive und gezielte Maßnahmen ermöglicht.

Die Bekämpfung der grünen Apfelblattlaus ist eine komplexe Aufgabe, die einen integrierten Ansatz erfordert, der präventive agrotechnische Methoden, biologische Bekämpfungsmöglichkeiten und bei Bedarf chemische Eingriffe umfasst. Eine übermäßige Stickstoffdüngung fördert beispielsweise ein üppiges Triebwachstum mit lockerem Gewebe, was ideale Fress- und Vermehrungsbedingungen für Blattläuse schafft, weshalb eine ausgewogene Nährstoffversorgung von entscheidender Bedeutung ist. Beim Schnitt muss auch darauf geachtet werden, befallene Triebspitzen zu entfernen, um die überwinternde Population des Schädlings zu reduzieren. Die Erhöhung der Biodiversität in der Umgebung des Obstgartens, zum Beispiel durch die Anlage von Blühstreifen, kann ebenfalls zur Vermehrung von Nützlingen wie Marienkäfern und Schwebfliegen beitragen.

Die Überwachung des Schädlings, das sogenannte Monitoring, ist für die Entwicklung einer Bekämpfungsstrategie unerlässlich. Im Frühjahr, nach dem Austrieb, sollten die Triebspitzen und jungen Blätter regelmäßig kontrolliert werden, um das Auftreten der die Primärinfektion verursachenden Stamm-Mütter rechtzeitig zu erkennen. Das Aufstellen von gelben Klebetafeln kann helfen, den Flug geflügelter Individuen zu verfolgen, was auf die Gefahr der Ausbreitung des Schädlings innerhalb der Plantage hinweist. Die Festlegung der Befallsschwelle ist für einen wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Pflanzenschutz von entscheidender Bedeutung, da chemische Bekämpfungsmaßnahmen nur bei berechtigtem Anlass ergriffen werden sollten.

Eine effektive Bekämpfung besteht also nicht aus einer einzigen Maßnahme, sondern aus einer kontinuierlichen Reihe gut geplanter und an die örtlichen Gegebenheiten angepasster Aktivitäten. Das Ziel des modernen Pflanzenschutzes ist nicht die vollständige Ausrottung des Schädlings, sondern seine Population auf einem Niveau zu halten, das keinen wirtschaftlichen Schaden mehr verursacht. Dieser Ansatz schont nicht nur die Umwelt, sondern macht den Apfelanbau langfristig auch nachhaltiger und wirtschaftlicher, indem er das ökologische Gleichgewicht des Obstgartens bewahrt. Im Folgenden werden wir die Methoden detailliert vorstellen, mit denen der Kampf gegen die grüne Apfelblattlaus erfolgreich geführt werden kann.

Die Rolle von Prävention und Agrartechnik

Die kostengünstigste und umweltfreundlichste Methode zur Bekämpfung der grünen Apfelblattlaus ist die Prävention, die auf sorgfältig geplanten agrotechnischen Verfahren beruht. Die richtige Wahl von Sorte und Unterlage kann bereits bei der Pflanzung den Grundstein für den späteren Pflanzenschutzerfolg legen, da einige Sorten weniger anfällig für Blattlausbefall sind. Eine ausgewogene, auf Bodenanalysen basierende Nährstoffversorgung ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung; insbesondere eine übermäßige Stickstoffgabe ist zu vermeiden, da sie zu kräftigem Triebwachstum und einer lockeren Gewebestruktur führt, was ideale Bedingungen für eine schnelle Vermehrung der Blattläuse schafft. Eine optimale Kaliumversorgung hingegen stärkt das Pflanzengewebe und erhöht dessen Widerstandsfähigkeit.

Der regelmäßige und fachgerechte Schnitt ist eine der wirksamsten Präventivmaßnahmen, mit der die Anzahl der überwinternden Eier und das Ausmaß des Frühjahrsbefalls erheblich reduziert werden können. Beim Schnitt müssen befallene, verformte Triebspitzen sowie Wasserschosse, die beliebte Fressplätze des Schädlings sind, entfernt werden. Die Schaffung einer luftigen, offenen Kronenstruktur erleichtert nicht nur das Eindringen von Spritzbrühen, sondern schafft auch ein ungünstigeres Mikroklima für Blattläuse und unterstützt gleichzeitig die Arbeit von Nützlingen wie Marienkäfern und Florfliegen. Es ist wichtig, das Schnittgut aus dem Bereich zu entfernen und zu vernichten, um das Schlüpfen der Eier zu verhindern.

Das Freihalten der Plantage von Unkraut trägt ebenfalls zum Bekämpfungserfolg bei, da einige Unkräuter alternative Wirtspflanzen für Blattläuse sein oder ihnen Unterschlupf bieten können. Die richtige Bewirtschaftung der Fahrgassen, beispielsweise durch Mulchen oder Mähen, ist ebenfalls ein wichtiges Element des integrierten Pflanzenschutzes. Auch die Ordnung in der Umgebung des Obstgartens ist von Bedeutung, da geflügelte Individuen von vernachlässigten, verunkrauteten Flächen leicht in die Plantage einfliegen und neue Infektionsherde schaffen können. Durch die konsequente Anwendung präventiver agrotechnischer Verfahren können wir ein stabiles und gesundes Agrarökosystem schaffen, das weniger anfällig für Schädlingsgradationen ist.

Eine am Winterende durchgeführte Austriebsspritzung ist ein Schlüsselelement der präventiven Strategie, die auf die Reduzierung der überwinternden Eier abzielt. Ölhaltige Präparate, wie zum Beispiel Paraffinöl, bilden eine dünne Schicht auf den Eiern, die deren Sauerstoffversorgung verhindert und sie so abtötet. Diese Maßnahme reduziert die Frühjahrsvermehrung erheblich und gibt den Nützlingen Zeit, sich auf die Bekämpfung der aufkommenden Blattlauspopulationen vorzubereiten. Die Austriebsspritzung sollte vor dem Knospenaufbruch bei geeigneten Temperaturbedingungen durchgeführt werden, um eine maximale Wirksamkeit zu gewährleisten und Phytotoxizität zu vermeiden.

Biologische Bekämpfungsmöglichkeiten

Die biologische Bekämpfung basiert auf der Unterstützung und Erhaltung der Populationen von Nützlingen und bietet eine langfristig nachhaltige und umweltfreundliche Lösung im Kampf gegen die grüne Apfelblattlaus. In Apfelplantagen leben zahlreiche räuberische und parasitoide Organismen, die die Anzahl der Blattläuse wirksam regulieren können. Zu den bekanntesten gehören die Marienkäfer (Coccinellidae), deren Larven und erwachsene Tiere große Mengen an Blattläusen fressen. Eine einzige Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers kann während ihrer Entwicklung mehrere hundert Blattläuse vernichten, weshalb ihre Anwesenheit im Obstgarten äußerst nützlich ist.

Neben den Marienkäfern gehören auch die Larven der Schwebfliegen (Syrphidae) zu den wichtigsten natürlichen Feinden der Blattläuse. Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich von Pollen und Nektar, sodass sie durch die Aussaat von blühenden Pflanzen wie Phacelia oder Buchweizen in den Fahrgassen oder an den Feldrändern wirksam angelockt und vor Ort gehalten werden können. Die Weibchen legen ihre Eier in die Nähe von Blattlauskolonien, und die schlüpfenden, beinlosen Larven fressen die Schädlinge gierig. Ähnlich nützlich sind die Larven der Florfliegen (Chrysopidae), die wegen ihres außergewöhnlichen Appetits und ihrer räuberischen Natur auch „Blattlauslöwen“ genannt werden.

Neben den Räubern spielen auch parasitoide Schlupfwespen (Aphidiinae) eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Blattlauspopulationen. Diese winzigen Wespen legen ihre Eier in die Körper der Blattläuse, und die schlüpfende Larve frisst den Wirt von innen auf. Die parasitierte Blattlaus verwandelt sich schließlich in eine geschwollene, verpuppte „Mumie“, aus der später die erwachsene Schlupfwespe schlüpft und den Zyklus fortsetzt. Um diese nützlichen Organismen zu schützen, sollte die Verwendung von Breitband- und persistenten Insektiziden vermieden und selektiven Präparaten, die Nützlinge schonen, der Vorzug gegeben werden.

Der Erfolg der biologischen Bekämpfung hängt von der Schaffung der richtigen Umgebung ab. Dazu gehört die Bereitstellung von Unterschlupf- und Überwinterungsplätzen, zum Beispiel durch das Belassen von Reisighaufen, Steinhaufen oder trockenen Pflanzenstängeln am Rand des Obstgartens. Die Erhöhung der Biodiversität, das Vorhandensein blühender Pflanzen und die Minimierung des Chemikalieneinsatzes schaffen gemeinsam die Möglichkeit, dass sich stabile Populationen von Nützlingen entwickeln, die in der Lage sind, die Schädlinge unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle zu halten. Die biologische Bekämpfung bringt keine sofortigen, spektakulären Ergebnisse, sondern ist eine langfristige Investition in das ökologische Gleichgewicht und die Nachhaltigkeit des Obstgartens.

Chemische Bekämpfung: Zeitpunkt und Mittelwahl

Wenn präventive agrotechnische und biologische Methoden nicht mehr ausreichen, um die Population der grünen Apfelblattlaus unter Kontrolle zu halten, und der Schaden die wirtschaftliche Schadensschwelle erreicht, kann eine chemische Bekämpfung notwendig werden. Der Zeitpunkt der Spritzung ist für den Erfolg entscheidend; das Ziel ist es, die Maßnahme im empfindlichsten Entwicklungsstadium des Schädlings durchzuführen, bevor sich die Kolonien zu stark vermehren und das Einrollen der Blätter eine ausreichende Benetzung mit der Spritzbrühe erschwert. Behandlungen im Frühjahr, nach dem Austrieb, sind in der Regel am wirksamsten, wenn die aus den überwinterten Eiern geschlüpften Stamm-Mütter mit der Vermehrung beginnen. Regelmäßiges Monitoring hilft, den optimalen Zeitpunkt für die Spritzung zu bestimmen.

Die Wahl des richtigen Pflanzenschutzmittels ist mindestens so wichtig wie der richtige Zeitpunkt. Gemäß den Prinzipien des Integrierten Pflanzenschutzes (IPM) sollten selektive Mittel, die Nützlinge (Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen) schonen, den Breitband- und persistenten Insektiziden vorgezogen werden. Wirkstoffe wie Flonicamid, Spirotetramat oder Pirimicarb gelten als selektiv und wirksam gegen Blattläuse, während sie ein geringeres Risiko für Nützlinge darstellen. Ölbasierte Produkte, Kaliseifen oder Produkte auf Orangenölbasis können ebenfalls gute Alternativen sein, insbesondere im ökologischen Landbau oder bei geringerem Befallsdruck.

Um der Entwicklung von Resistenzen vorzubeugen, ist ein Wirkstoffwechsel unerlässlich. Das bedeutet, dass bei den Spritzungen innerhalb einer Vegetationsperiode oder in aufeinanderfolgenden Jahren Insektizide mit unterschiedlichen Wirkmechanismen abgewechselt werden müssen. Wenn ständig derselbe Wirkstoff verwendet wird, können sich innerhalb der Blattlauspopulation resistente Individuen selektieren, was zu einer Verringerung der Wirksamkeit des Mittels oder sogar zu deren vollständigem Verlust führen kann. Die Klassifizierung nach dem Wirkmechanismus (z. B. IRAC-Code) ist immer auf dem Etikett des Pflanzenschutzmittels angegeben, was bei der Planung eines bewussten Mittelwechsels hilft.

Die Qualität der Spritztechnik bestimmt ebenfalls den Erfolg der Bekämpfung. Die Spritzung sollte mit einer hohen Wassermenge und einer feinen Tropfengröße durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Spritzbrühe auch auf die Blattunterseiten und in das Innere der eingerollten Blätter gelangt, wo sich die Blattläuse verstecken. Windstille, frühe Morgen- oder späte Abendstunden sind für die Spritzung am besten geeignet, um die Abdrift der Spritzbrühe und den Verdunstungsverlust zu minimieren und tagaktive bestäubende Insekten, insbesondere Bienen, zu schonen. Der Einsatz von Präzisionstechnologien, wie zum Beispiel gezielten Sprühgeräten, kann die Effizienz weiter steigern und die Umweltbelastung reduzieren.

Integrierte Bekämpfungsstrategien und Zukunftsaussichten

Der Integrierte Pflanzenschutz (IPM) ist ein ganzheitlicher Ansatz, der im Kampf gegen die grüne Apfelblattlaus alle verfügbaren Bekämpfungsmethoden gemeinsam und sich gegenseitig ergänzend anwendet, um eine wirtschaftlich vertretbare, langfristig nachhaltige und umweltfreundliche Schädlingsregulierung zu erreichen. Diese Strategie zielt nicht auf die vollständige Ausrottung des Schädlings ab, sondern darauf, seine Population unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle zu halten, indem natürliche Regulierungsprozesse genutzt werden. Die Grundlage des IPM ist die kontinuierliche Überwachung (Monitoring), die Anwendung von Schadensschwellen und eine fundierte Entscheidungsfindung, die vor jeder Maßnahme deren Notwendigkeit, Vorteile und potenzielle Risiken abwägt.

Die praktische Umsetzung einer integrierten Strategie beginnt mit präventiven agrotechnischen Verfahren wie einer ausgewogenen Nährstoffversorgung, einem fachgerechten Schnitt und der Unkrautbekämpfung. Darauf folgt die maximale Nutzung biologischer Bekämpfungsmöglichkeiten, was die Verbesserung der Lebensbedingungen für Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Schlupfwespen durch die Anlage von Blühstreifen und die Bereitstellung von Unterschlupfmöglichkeiten bedeutet. Eine chemische Bekämpfung erfolgt nur dann, wenn das Monitoring das Ausmaß des Befalls rechtfertigt, und auch dann sollten die selektivsten, umwelt- und nützlingsschonendsten Mittel gewählt werden, wobei das Prinzip des Wirkstoffwechsels strikt einzuhalten ist.

In zukünftigen Bekämpfungsstrategien werden Präzisionstechnologien und die Digitalisierung eine immer größere Rolle spielen. Die Aufklärung mit Drohnen oder Sensoren ermöglicht die frühzeitige und präzise Identifizierung von Befallsherden, sodass Maßnahmen gezielt und nur auf die befallenen Gebiete beschränkt durchgeführt werden können, was die Menge des eingesetzten Pflanzenschutzmittels erheblich reduziert. Entscheidungsunterstützungssysteme (DSS), die auf der Grundlage von meteorologischen Daten, Schädlingsentwicklungsmodellen und lokalen Beobachtungen Prognosen erstellen, helfen den Landwirten, Bekämpfungsentscheidungen zu optimieren und Spritzungen perfekt zu timen.

Der Klimawandel stellt den Pflanzenschutz vor neue Herausforderungen, da mildere Winter die Überwinterung der grünen Apfelblattlaus begünstigen und längere Vegetationsperioden die Entwicklung von mehr Generationen ermöglichen können, was den Schädlingsdruck erhöht. Daher wird die Züchtung resistenter Sorten und die Weiterentwicklung biologischer Bekämpfungsmethoden in Zukunft von größter Bedeutung sein. Die Forschung richtet sich zunehmend auf die Anwendung von Biopestiziden, wie zum Beispiel pilz- und bakterienbasierten Produkten sowie Pflanzenextrakten, die neue, umweltfreundliche Alternativen für integrierte Bekämpfungsprogramme bieten und die Nachhaltigkeit des Apfelanbaus auch unter veränderten Umweltbedingungen gewährleisten können.

📷 InfluentialPointsCC BY 3.0, via Wikimedia Commons

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